Man nehme eine Prise Extravaganz: Der VW Passat Variant syncro GT

Eisgrün, 75PS, 4-Gang-Getriebe und als einzig in Erinnerung gebliebenes Extra ein manuelles Schiebe-/Ausstelldach. Wie so viele von uns, die in den 70ern und 80ern Ihren Kinder- und Jugendzeit verbracht haben, hat auch der Autor eine persönliche Erinnerung an die Kombimodelle vom VW Passat des Typ 32B. Hörte familienintern auf den Namen OLUX, als Anspielung auf die Buchstaben im Kennzeichen und stand sinnbildlich für die meisten VW Passat Variant dieser Zeit: Motorisiert mit dem Label “reicht doch auch” und ausgestattet nach dem Motto “braucht man ohnehin so selten”.

Wir können das zwar nicht belegen, aber in unserer Erinnerung offenbarte auch der Blick in die elterlichen Passaten des Freundeskreises, selten Highlights oder gar syncro-Schriftzüge am Heck. Der OLUX blieb in der Familie bis der Führerschein bestanden war und selbst Mobilitätsansprüche bestanden. Das in dessen Kofferraum ein ausladendes Hollandrad Platz fand oder man entspannt zu Fünft in die Disco konnte, tröstete über den mangelnden Coolnessfaktor hinweg.

Cool mag auch nicht das Attribut sein, welches einem als erstes in den Sinn gekommen wäre, hätte man sich unserem Photomodell, einem VW Passat Variant Syncro GT im Jahr 1986 genähert. In einer Zeit, in welcher die Welt der Kombis sich noch mehr um den reinen Nutzen und weniger um den Lifestyle dreht. Als ein BMW 5er Touring noch auf dem Zeichenbrett feststeckte, eine Audi Avant mehr Fließheck als echter Kombi war und die Kontrahenten im Vergleichstest der Auto-Presse auf die Namen Renault 21 Nevada GTS, Opel Kadett Caravan GLS, Peugeot 305 GTX Break, Subaru Station 4WD oder Toyota Camry hörten. 

Und dennoch wird der allradgetriebene VW Passat Variant syncro GT zum Erfolg. Auch wenn man zu dessen Einstiegspreis von DM 37.190,- Eigentümer von fast zwei VW Passat Variant C hätte werden können. Aber wer braucht schon zwei Kassengestelle, wenn die Alternative ein von Audi geliehener 5-Zylinder mit 2.2l Hubraum und 120 Katalysator-PS ist. Der syncro GT macht zwar keine dicken Backen, plustert sich dennoch ganz schön auf um dem zweckmäßigen Ausgangsprodukt etwas Extravaganz zu verleihen. 14” Leichtmetallräder die auf den Namen Avus hören, höheneinstellbare Sportsitze und serienmäßige Servolenkung galten seinerzeit als echte Sonderausstattung.

Unser Photomodell legt mit einem Radio Gamma und dem besagten Schiebe-/Hubdach sogar noch eins obendrauf. Die alpinweisse Lackierung mag damals aufpreisfrei gewesen sein, aus heutiger Sicht war der erste und bis heute einzige Eigentümer seiner Zeit voraus. Gleiches darf man von dem syncro-Antrieb behaupten, welcher als erster Allradantrieb überhaupt in der PKW-Palette bei Volkswagen gilt. Im Übrigen, wie bereits der Motor auch, bei den Kollegen in Ingolstadt übernommen und dank zweier Sperren und permanentem Allrad ein Garant für Vortrieb. Wie VW im syncro-eigenen Prospekt mit “macht mobil im Wald und auf der Heide” sehr treffend beschreibt.

Nähert man sich heute unserem VW Passat Syncro GT, so könnte man meinen, im Verkaufsraum des ausliefernden VAG-Betriebes in Wolfratshausen zu stehen. Die 35 Jahre seit seiner Auslieferung sind ohne Blessuren an ihm vorüber gegangen, heute würde man so etwas als “Jahreswagen” bezeichnen. Nimmt man dann Platz, steigt zunächst der VW-typische Duft in die Nase, bevor das niedrige Dach und die robusten Schalter daran erinnern, dass viele Generationen zwischen dem Passat von damals und heute liegen. Das der 32B zum Klassiker für den Alltag taugt, regelmäßige Pflege von Technik und Blech vorausgesetzt, beweist die folgende Ausfahrt. Hat man in vielen anderen Klassikern immer das Gefühl, es könnte gleich etwas das Zeitliche segnen, vermittelt dieser Passat Sicherheit. Der sonore 5-Zylinder schwimmt mit seinem 120PS hervorragend im Verkehr mit, Kupplung, Getriebe und Servolenkung stellen auch im städtischen Hin-und-Her niemanden vor Herausforderungen. Und selbst die zwei Meter Körperlänge des Autors lassen sich damals wie heute problemlos hinter dem Lenkrad unterbringen. So gut, dass wir bei der Tour durch’s Münchner Umland noch einen Abstecher nach Hermannsdorf zu unseren Freunden von der Kaffeerösterei Merchant & Friends machen. Wo der Variant zumindest für’s Photo wieder das machen durfte, was ganz oben in seinem Lastenheft stand: Nützlich sein.

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